Hochblüte der Monarchie

In Gondar erlebte das äthiopische Kaiserreich einen beispiellosen Höhenflug in seiner Geschichte.
11. 2018
 
Die Gondar-Epoche in Äthiopien zählt zu den bedeutendsten Perioden der äthiopischen Geschichte, nicht nur was die territoriale Ausdehnung sondern auch die politische Geschlossenheit des Landes anbelangt. Zwei Kaiser markieren deren Ränder:

Kaiser Fasilidas (1632–1667) steht am Beginn. Sein entscheidendes Verdienst dürfte die Eindämmung des Bürgerkriegs gewesen sein, den sein Vater Kaiser Susenyos (1607–1632) ausgelöst hatte, als er – weil er sich Unterstützung aus Europa gegen seine Widersacher versprach – katholisch taufen ließ, die Vorherrschaft des Papstes anerkannte und Äthiopien so zu einem katholischen Land machen wollte. Fasilidas verfolgte hingegen wieder eine strikt pro-orthodoxe Politik und verbot z. B. Ausländern, die ja oft Missionare waren, Äthiopien zu betreten. So konnte er das Land wieder befrieden und schuf damit die Basis für die Hochblüte Gondars und damit ganz Äthiopiens. Er begann auch mit der soliden Bebauung das Palastbezirks (Gemp) in Gondar und begründete damit eine ganze Architekturschule. Sein Palast ist das herausragende Beispiel des Gondar-Stils.

Einen letzten Aufschwung erlebte die Stadt unter Kaiserin Mentewab (1730 – 1755),  die lange für und mit ihrem Sohn Iyasu II (1730 – 1755) regierte. Unter ihrer Herrschaft wurde Gondar zu einer Stadt des Luxus und der Gelehrsamkeit. Das von Mentewab begründete hohe kulturelle Niveau blieb noch bis ins ausgehende 18. Jahrhundert erhalten. Aber bereits sie, vor allem aber ihre Nachfolger verloren zusehends die Kontrolle über die Provinzen, weil sie – aus Angst, Gondar und damit ihre Machtbasis preiszugeben – es nicht mehr wagten, die Stadt zu verlassen, um die Herrschaft im Land militärisch zu sichern. Mit dem Einmarsch von Ras Mikael Sehul endete schließlich die große Zeit von Gondar. Von nun an waren die Kaiser nur noch Marionetten in der Hand der großen Fürsten des Landes. Revolten und Ranküne erschütterten den Gemp. Erst Kaiser Tewodros II (1855-1868) konnte die Vorherrschaft der Fürsten beenden und das Land wieder einen.*



* Daten aus: Katrin Hildemann, Martin Fitzenreiter: Äthiopien, Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2017